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Das letzte Kapitel: Die Calthorpe Cavalier

Historisches

Ergänzend zur Firmengeschichte der Calthorpe Motorcycle Company, wird nun folgend der Werdegang der Marke im Jahre 1939 dargestellt. Denn hinter der Tatssache, dass noch fast ein Jahr lang „Calthorpe“ Motorräder gebaut wurden , steht folgende interessante Geschichte:
Ein Werksleiter bei Douglas (Douglas Motors, Aero engines) und dessen Schwiegersohn (Mr. Banner) waren begeisterte Sportpiloten. Um in ihrer Flugklasse (100HP) Gewinne einzufliegen, wollten sie einen Motor entwickeln, welcher deutlich leichter als marktüblich war. Sie konstruieren einen Zweitakt-Sternmotor und stellten diesen Bruce Douglas vor. Er war begeistert und wollte dieses Projekt unterstützen. Eine Firma wurde gegründet (Bruce Douglas Motors (Bristol) Ltd.) und als Werksgebäude ein Hangar auf einem Flugplatz in Bristol gewählt. Es fehlten aber noch Werkzeugmaschinen. Aufgrund der politschen Situation im deutschen Reich rüstete auch Großbritannien seine Armee auf und die Preise für Maschinen waren gestiegen. Die Liqiudation der Calthorpe Motor Cycle Company kam gerade recht und man fuhr nach Birmingham um das Werk in der Barn Street in Augenschein zu nehmen. Bei der Werksbesichtigung war man so vom Motorradbau angetan, dass man sich entschloss, Motorräder zu produzieren um das Grundeinkommen während der Flugzeugmotorenentwicklung zu sichern. Kurzum kaufte man die Markenrechte, das Lager mit Ersatzteilen und die Werkzeugmaschinen.

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Luftaufnahme des Flughafens von Bristol (1935). In einem der Hangars wurden 1939 Motorräder produziert[1]

Zurück in Bristol konzertierte man sich zunächst auf die Reparatur von alten Calthorpe Maschinen. Die Nachfrage nach Ersatzteilen und Motorregenerationen war groß. In dieser Zeit wurde auch der Verbau von RL7 Kugellagern auf der Steuerseite der 500er Maschinen etabliert. Die Produktion von Motorrädern war aufgrund fehlender Motoren nicht möglich. Da eine Neukonstruktion zu lange gedauert hätte, frage man Einbaumotoren bei JAP und Matchless an. Da JAP keine Motoren mit Herstellerbranding produzierte, fiel die Wahl auf Matchless. Die Rahmenschlaufen brauchten nur etwas weiter zusammen gebogen werden und ein paar zusätzliche Halterungen angeschweißt werden um die Motoren einzubauen. Der Primärtriebkasten und der Auspuff mussten neu gefertigt werden. Der Rest bestand aus „echten“ Calthorpe-Teilen und somit war die Calthorpe „Cavalier“ war geboren. Das Handling der Maschinen war, Calthorpetypisch, sehr gut. Die kraftvollen Motoren sorgen für genügend Vorschub. Es wurde eine Fertigungslinie errichtet und Verträge mit Händlern wurden geschlossen. Sogar nach Australien wurden Maschinen verkauft. Durch den zweiten Weltkrieg musste das Areal des Flugplatzes geräumt werden. Man hatte auf den Motorradmarkt noch nicht mal richtig Fuß gefasst und war nun zum Umzug gezwungen. Dieses Risiko war zu groß und beschloss die Aufgabe des Projektes. Rückblickend war der Motorradbau so aufregend, dass das ursprüngliche Ansinnen Flugzeugmotoren zu bauen nicht verfolgt wurde!

cavalier-calthorpe
Calthorpe Cavalier (1939) [2]

Modelle

Angeboten wurden, wie bei Calthorpe üblich, 250, 350 und 500 ccm Maschinen. Diese bestanden zum Großteil aus den „Teile-Altbeständen“ von Calthorpe in Birmingham. Sofort ins Auge sticht der aufrechte Motor mit Single-Port Auspuff, welcher von Matchless geliefert wurde. Damit lag man im Trend der Zeit, da viele Hersteller vom geneigten Zylinder zum aufrechten Zylinder zurückgekehrt waren. Bohrung und Hub unterschieden sich von den früheren Calthorpe Motoren. Der Öltank wanderte an den Rahmen und die elektische Anlage kam von Miller (Dyna-Mag).

39 250
Calthorpe Cavalier 250cc (Hub:80 mm, Bohrung:62,5 mm)[2]
39 350
Calthorpe Cavalier 350cc (Hub:93 mm, Bohrung:69 mm)[2]
39 500
Calthorpe Cavalier 500cc (Hub:93 mm, Bohrung:82,5 mm)[2]

[1] https://www.britainfromabove.org.uk/en/image/EPW048431
[2] Calthorpe Cavalier Verkaufsprospekt von 1939 , www.calthorpe.info