Einbaumotoren bei Calthorpe
Bis zum Jahre 1928 verwendete Calthorpe Einbaumotoren. Von 1909 bis 1919 ausschließlich und späterhin als Ergänzung zu eigenen Zwei- und Viertaktmotoren. Hier sollen die verwendeten Einbaumotoren kurz vorgestellt werden und auch ein paar Sätze zu den jeweiligen Firmen zu lesen sein. Calthorpe nutzte gerne technische Besonderheiten und setze damit auch kleine, heute fast unbekannte Hersteller ein. Mit der folgenden Übersicht soll auch diesen Pionieren des Motoren- und Motorradbaus ein Platz gegeben werden.
Gliederung:
Alfred White und Peter August Poppe gründeten 1899 White and Poppe. Mit vielen Erfindungen und Patenten in der Motorentechnik und der Gemischaufbereitung machte sich die Firma schnell einen Namen im Fahrzeugbau. Das Portfolio reichte von Ein- bis zum Vierzylinder mit Luft- oder Wasserkühlung. Auch Zweitaktmotoren gab es. Ein 3,5 HP (498ccm) Motor mit Seitenventilen war der erste Motor, welcher bei Calthorpe zum Einsatz kam. Dies jedoch nur 1909/1910.
Precision war ein Markenname der F.E. Baker Ltd. welche 1906 von Frank Baker gegründet wurde. Der Unternehmenssitz befand sich in der Moorsom Street, Birmingham. Im Juni 1910 war die Markteinführung des ersten Precision Motors. Bereits ein Jahr später waren auf der Londoner Olympia Show bereits 96 Motorräder mit Motoren von Precision ausgestattet. Im Laufe der Zeit erweiterte man sein Motorenangebot stetig weiter und man konnte von kleinen 177 ccm Motor bis zum 1000 ccm Motor wählen. Seitenventiler, OHV-Motoren, Twins, Wassergekühlte Motoren standen zur Auswahl.
Calthorpe zählte zu den ersten Kunden von Precision und nutzte von 1910 bis 1914 den 3½ und 3¾ HP Motor (Type D). Bis zum Jahre 1914 kamen der 2½ HP (Type M), 3¾ HP OHV (Type D.O) 3¾ HP Water-cooled (Green Precision, Type E) sowie die Twins 6 HP (Type L) und 8 HP (Type K) hinzu. Zwei weitere Typen fanden in der Motorcyclette ihren Einsatz und sind besonders hervorzuheben. Der 177ccm Motor vereint Kurbelwelle und Getriebe in einem Gehäuse. Die Ventile sind waagerecht angeordnet! Späterhin wurde dieses ungewöhnliche Konzept abgewandelt. Der Hubraum stieg auf 200 ccm und es wurden Seitenventile verwendet.
Precision folgte dem Trend und baute nach dem ersten Weltkrieg auch Zweitakter. Der fortschrittliche Motor war als Block aufgebaut. Bei Calthorpe kam dieser nur kurz um 1919 zum Einsatz, da man bereits mit PECO Patenten eigene Zweitaktmotoren produzieren wollte. 1924 erfolgte die Einstellung des Motorenbaus bei Precision.
Villiers wurde 1898 in Wolverhampton als Zulieferer von Fahrradteilen von Sunbeam gegründet. Der Unternehmensname leitet sich aus der Adresse des Werkes, der Villiers Street ab. Ab 1912 begann man mit dem Motorenbau von Vier- und Zweitaktern. Späterhin verfolgte man nur noch den Bau von Zweitaktmotoren. Calthorpe nutzt erstmals 1925 den 1½ HP Motor mit 147 ccm und Schwunglicht-Magnetzünder. Bis zum Jahre 1927 wurde der Motor (MK VI C und MK VII C) verbaut. Im Jahre 1926 und 1927 verbaute man auch den 247 ccm Sports-Engine vom Typ MK VIII B. Besonders war der Aluminium-zylinderkopf und der Doppelport-zylinder. Im Jahre 1932 verwendete Calthorpe nochmals ein Villiers -Patent und Einzelteile für einen eigenen Zweitaktmotor. Mehr dazu siehe hier.
J.A. Prestwich Industries oder kurz "JAP" aus Tottenham ist als bedeutender Motorenbauer und Lieferant für unzählige Motorradproduzen weltweit bekannt. 1903 wurde der erste Motorradmotor vorgestellt und ab 1910 verbaute auch Calthorpe Motoren aus dem Hause JAP. Der 3,5 HP Jap SV wurde bei Calthorpe nur kurz genutzt und erst 1915 kamen wieder JAPs, diesmal mit 2,75 HP (300cc) und 4 HP (500 cc) Twin in Modelle von Calthorpe. Bis 1922 wurden die Motoren mit Unterbrechungen verbaut. Im Jahre 1925 setzte man nochmal einen 3,5 HP SV Motor ein. Danach endet die Zusammenarbeit zwischen den Herstellern.
Die Firma "Burney und Blackburne" aus Tongham produzierte von 1913 bis 1937 Motoren dem Markennamen „Blackburne“, welche in zahlreichen Motorrädern weltweit zum Einsatz kamen. Ihr erster Motor, ein 500 ccm Seitenventil Motor verfügte über eine einteilige Kurbelwelle mit großer außenliegender Schwungmasse. Er zählte zu den am ruhigsten laufenden Motoren seiner Zeit. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Blackburne auch Motorräder herstellte. Jedoch konzentrierte man sich ab den 1920er Jahren auf den Geschäftbereich als Motorenzulieferer für andere Motorradhersteller. Man entwickelte einen Baukasten um Motoren mit 250 ccm (SV und OHV), 350 ccm (SV und OHV) 500ccm (SV) und 550 ccm (SV) kostengünstig anbieten zu können. Ebenso bot man Twins mit 700 ccm (SV und OHV), 1000 (SV) ccm und 1100 ccm (SV und SV wassergekühlt) an. Calthorpe verbaute 1923 erstmals einen 250 ccm (SV) Motor von Blackburne und behielt diesen bis zum Jahre 1927 im Programm.
Die Firma PeCo, war in der Duddeston Mill Road, Birmingham ansässig. Der Firmenname ist ein Akronym der Familiennamen Pearson und Cole. Die beiden Ingenieure, welche bereits im Automobilbereich tätig waren, beschlossen sich, vermutlich aufgrund des Patents von Pearson, 1914 zur Geschäftsgründung und bauten Zweitaktmotoren mit 2 bis 2¾ HP. Als Spülprinzip kam eine Querstromspülung mit Nasenkolben zum Einsatz. Besonders ist die Getrenntschmierung der Motoren. Diese meldete Donald Ashmore Pearson am 03.10.1913 zum Patent an. Über einen Tropföler gelangt Öl durch eine Kupferleitung (10) zu einem umlaufenden Ring (4) am Zylinder. Über kleine Bohrungen (5) tritt das Öl zum Kolben durch und schmiert die Laufbahn. Der Ölüberschuss wird von einer Nut im Kurbelgehäuse unterhalb der Höhe des Kolbenbodens aufgefangen und über separate Leitungen (16) zu den Kurbelwellenhauptlagern geleitet. Circa 20 Hersteller wurden mit diesen Motoren beliefert. Calthorpe war Hauptkunde und Großabnehmer. Inmitten des ersten Weltkriegs war der Unternehmung leider kein Glück vergönnt und im Jahre 1916 kam es zur Liquidation. Calthorpe kaufte die Patente und produzierte ab 1920 bis zum Jahre 1925 PeCo Motoren. Zugunsten der eigenen OHV Motoren stellte man die Produktion ein.